Ganz klar, der Redebedarf ist groß. Und es betrifft Personen, die einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden.
Was passiert mit Menschen in der Zeit, in der Einschränkungen des beruflichen und sozialen Lebens herrschen? Das was bisher von den Betroffenen einigermaßen gut reguliert werden konnte, crasht plötzlich. Ängste, reale und/oder abstrakte, Panikattacken, Depressionen, Einsamkeitsgefühle bekommen durch Corona eine neue Dynamik. Und diese Beobachtung bei sich verstärkt die eigene Verwunderung. Der Glaube an die Selbstregulierungskräfte wird erschüttert.
Studien zeigen zwar immer wieder, dass extreme Ausnahmesituationen nicht unbedingt die Anzahl an psychischen Störungen erhöhen. Das kann viele Gründe haben. Weil nicht alle erfasst werden können oder es wirklich nicht mehr gibt. So auch heute. Die Dunkelziffer von Personen, die psychische Auffälligkeiten entwickeln, die durch die aktuelle Situation verstärkt werden, ist sicher hoch. Letztendlich kann das erst im Fazit des Jahres 2020 beantwortet werden und setzt eine fachgerechte Diagnostik voraus.
Erschwerend kommt heute hinzu, dass auch Psychiatrische Tageskliniken und Therapiepraxen in unterschiedlicher Art vom Lockdown betroffen sind. Kliniken haben vielleicht Aufnahmestopps, kleine Praxen müssen erst einmal die Hygienestandards schaffen oder die entsprechende Videotechnik.
Letztendlich kann immer wieder nur daran erinnert werden, sich Regeln und Standards zu schaffen, die eine Leitlinie für den Tag bilden. Tagesrhythem schaffen, Körperhygiene und Psychohygiene als persönliche Wertschätzung für sich pflegen und die Sonne genießen. Das Spüren des Körpers, bspw. beim Duschen oder wenn die Sonnenstrahlen das Gesicht wärmen, speist unsere Emotionen, unser sinnliches Empfinden und wirkt antidepressiv.
Das Wetter spielt uns aktuell wieder in die Karten und wirkt wie ein Geschenk. Nutzen Sie es!
Ihre Kerstin Till